Maria Montessori

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Maria Montessori wurde am 31.8.1870 im italienischen Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern Renilde (geb. Stoppani) und Alessandro Montessori.

Um 1875 zogen die Montessoris nach Rom um. Dort besuchte Maria Montessori von 1876-83 die Grundschule. Sie zeigte eine große Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Gegen den Widerstand ihres konservativen Vaters setzte sie durch, dass sie eine technisch-naturwissenschaftliche Schule für Jungen besuchen durfte (1883-1890). Dass ein Mädchen damals eine naturwissenschaftliche Schule besuchte, war sehr ungewöhnlich.

Nachdem Maria Montessori dort ihr Abitur gemacht hatte, wollte sie Medizin studieren. Da dieses Studium bisher Männern vorbehalten war, wurde ihre Anmeldung abgelehnt. Sie studierte an der Universität Rom von 1890-92 zunächst Naturwissenschaften. Nach bestandener Abschlussprüfung meldete sie sich erneut für das Medizinstudium an. Um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen, wandte sie sich an viele öffentliche Stellen. Schließlich hatte sie Erfolg, wurde zugelassen und studierte von 1892-96 an der Universität Rom Medizin. Beide Studiengänge, Naturwissenschaft und Medizin, haben Montessori im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Pädagogik sehr geprägt. Sie bemühte sich stets um wissenschaftliches Arbeiten, besonders um exakte Beobachtung. Montessori war also nicht Pädagogin von Anfang an, sondern kam auf dem Umweg der Naturwissenschaft dazu.

1896 bestand sie mit großem Erfolg ihr Staatsexamen und promovierte als erster weiblicher Doktor der Medizin in Italien.

Ab November des selben Jahres arbeitet sie als Assistenzärztin in der Chirurgie der Universitätsklinik in Rom und wechselt 1897 als Assistenzärztin an die psychiatrische Universitätsklinik in Rom. Dort begegnet sie einer Gruppe zurückgebliebener Kinder, die ohne jegliche Betreuung in einem Raum sich selbst überlassen waren. Dies veranlasste sie, sich mit den Problemen geistig behinderter Kinder zu beschäftigen.

Montessori unternahm im gleichen Jahr eine Reise nach Paris. Sie las dort die Ergebnisse der französischen Ärzte Séguin und Itard. Diese hatten sich mit schwachsinnigen und taubstummen Kindern beschäftigt. Sie kam zu der Erkenntnis, dass man die sinnliche Wahrnehmung durch spezielle Übungen anregen müsse. Séguin hatte bereits solche Übungen entwickelt. Auch hatte er versucht, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es sehr sinnvoll sei, solche „Idioten“ zu fördern und zu bilden.

In dieser Zeit wurde sie auch beeinflusst durch die Arbeit von Rousseau, Pestalozzi und Fröbel.

In den Jahren 1897 bis 1899 hielt sie viele Vorträge über Frauenemanzipation, sowie Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder, unter anderem in Rom, Turin und London.

Am 31.3.1898 kam ihr Sohn Mario zur Welt. Den Vater hielt Montessori geheim und heiratete ihn nicht. Da ein uneheliches Kind damals für eine Frau eine Schande und die sofortige Aufgabe jeder öffentlichen Tätigkeit bedeutet hätte brachte sie ihr Kind heimlich zur Welt. Mario wuchs auf dem Land bei einfachen Leuten auf und begleitete seine Mutter später auf ihren Vortragsreisen als „Sekretär“.

In den Jahren 1998 bis 1900 arbeitete Maria Montessori in ihrer Praxis als Kinderärztin in Rom. Im Herbst 1899 nahm sie eine Dozentur am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen in Rom an. Sie unterrichtete dort Hygiene und Anthropologie.

1900 eröffnet die Nationale Liga zur Erziehung behinderter Kinder, deren aktives Mitglied Montessori geworden war, in Rom ein medizinisch-pädagogisches Institut mit Modellschule zur Ausbildung von Lehrern für Behinderte. Montessori leitete diese Einrichtung. Sie entwickelte die Ideen von Itard und Séguin weiter und durch Beobachtung und intensive Analyse entwarf sie eine spezifische Methode zur Erziehung und Unterrichtung geistig behinderter Kinder.

1902 begann Montessori ein weiteres Studium, das der Pädagogik, Experimentalpsychologie und Anthropologie. Mit dem Entschluss, noch weiter zu studieren, verzichtete sie auf die weitere Leitung der Scuola Ortofrenica.

In den Jahren 1904 bis 1908 übernahm sie eine Professur für Anthropologie und Biologie am Pädagogischen Institut der Universität Rom und behielt gleichzeitig ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungsinstitut für Lehrerinnen (bis 1906).

Am 6.1.1907 wurde auf Initiative einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft das erste Casa dei bambini (Kinderhaus) in San Lorenzo, einem slumähnlichen Viertel Roms, eröffnet. Vernachlässigte Vorschulkinder sollten in dieser Einrichtung betreut werden. Hier brachte Montessori ihre Gedanken zur Gestaltung einer für Kinder angemessenen Umgebung ein und verwendete zum ersten Mal das Sinnesmaterial für nicht-beeinträchtigte Kinder. Sie nutzte diese Einrichtung zur Beobachtung und Weiterentwicklung ihrer „Methode“. Der Erfolg war durchschlagend. Von überall kamen Besucher, um zu sehen, wie aus verwahrlosten Vorschulkindern ordentliche geworden waren, die selbstständig den Tisch decken, sich gegenseitig höflich und geschickt bedienen, sogar schon schreiben und lesen konnten.

Im Sommer 1909 fand ein erster Ausbildungskurs in Città di Castello statt. Montessori unterwies angehende Erzieherinnen in ihrer „Methode“. Sie erklärte ihre Gedanken zur Erziehung und zeigte ihnen den richtigen Umgang mit dem Material.

1910 erlangte das im Jahr zuvor erschienene Buch „Il metodo della pedagogica scientifica“ hohe internationale Bekanntheit und einen unerwartet großen Erfolg. Von da an verbreiteten sich die Ideen Montessoris, nicht zuletzt durch ihre eigene tatkräftige Unterstützung durch Vortragsreisen, weltweit.

1911 wurde die Montessori-Methode in italienischen und schweizer Volksschulen eingeführt und in englischen und argentinischen Schulen praktiziert. Es gab Modellschulen in Paris, New York und Boston. Gründungen von nationalen Montessori-Gesellschaften fanden in verschiedenen Ländern statt.

Schließlich gab Montessori ihre Arztpraxis und auch ihre Dozentur (diese noch bis 1916 wahrgenommen) auf und widmete sich ausschließlich der internationalen Verbreitung ihrer Methode.

1912 wurde „Il metodo“ auch in den USA bekannt und erzielte dort ebenfalls einen überwältigenden Erfolg. Montessori hielt einen ersten internationalen Ausbildungskurs in Rom ab.

1913 unternahm sie die erste Reise in die USA. Die Amerikaner nahmen sie mit Begeisterung auf. Ihre Vorträge galten als die große Neuerung auf pädagogischem Gebiet und zogen Massen von Zuhörern an.

1915 folgte Montessoris zweite USA-Reise.

1916 verlegte Montessori ihren Wohnsitz nach Barcelona. Dort gründete sie das „Haus der Kinder in der Kirche“, das von da an Zentrum ihrer Bemühungen um die Rechte des Kindes wurde. In Barcelona blieb Montessori bis 1936.

1917 unternahm sie weitere Reisen. Sie hielt Vorträge in den Niederlanden, wo sich noch im gleichen Jahr die niederländische Montessori-Gesellschaft gründete und bereiste die USA zum dritten Mal.

Auch die Jahre von 1919 bis 1922 waren geprägt durch Reisen. Montessori fuhr nach England und hielt Vorträge in Amsterdam, Paris, Mailand und Rom, sowie in Neapel und Berlin.

Nach einer Begegnung Montessoris mit Mussolini wurde 1924 die Montessori-Methode an italienischen Schulen eingeführt. Durch diese Protektion wurde die Opera Montessori, die italienische Montessori-Gesellschaft, von der faschistischen Regierung unterstützt. 1927 wurde diese Unterstützung sogar noch verstärkt.

1926 reiste Montessori nach Südamerika, um auch dort ihren Ideen Gehör zu verschaffen.

1929 gründete Montessori die Association Montessori Internationale (AMI) mit Sitz in Berlin bis 1935, dann Amsterdam. Montessori wollte eine Zentrale, in der alles zusammenlief. Sie gestattete niemandem anderen Entscheidungskompetenz, vor allem nicht was die Ausbildung neuer Erzieherinnen anging. Die AMI sollte Kongresse und Ausbildungskurse organisieren, zur Verbreitung der Gedanken Montessoris beitragen und den Austausch der nationalen Montessori-Gesellschaften ermöglichen. Die AMI ist auch heute noch in dieser Funktion aktiv.

Ebenfalls 1929 fand der 1. internationale Montessori-Kongress im dänischen Helsingör, 1932 der 2. internationale Montessori-Kongress in Nizza, 1933 der 3. internationale Montessori-Kongress in Amsterdam statt.

In Deutschland zerstörte 1933 der Nationalsozialismus die deutsche Montessori-Bewegung. Bereits bestehende Einrichtungen (z. B. Kinderhaus und Schule in Jena von 1923 und 1924) wurden geschlossen, Montessoris Schriften wurden verbrannt.

1934 trafen sich Montessoris Anhänger zum 4. internationalen Montessori-Kongress in Rom. Nach einem großen Konflikt mit dem italienischen Faschismus, wurden auch die italienischen Montessori-Schulen geschlossen. Montessori wendete ihre Methode auf mathematische Bereiche an und die Bücher „Psico Aritmetica“ und „Psico Geometrica“ erschienen.

1936 begann in Spanien der Bürgerkrieg. Montessori verließ Barcelona. Amsterdam wurde für kurze Zeit ihr neuer Wohnsitz. Der 5. internationale Montessori-Kongress tagte in Oxford.

Der 6. internationale Montessori-Kongress, der 1937 in Kopenhagen abgehalten wurde, sollte zugleich Friedenskonferenz sein. Das Thema Frieden nimmt in Montessoris Werk eine zentrale Rolle ein. Besonders in ihren späteren Schriften legt sie ihre Idee zu einer möglichen Friedenserziehung dar.

1938 wurde in Edinburgh der 7. internationale Montessori-Kongress veranstaltet.

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 verließ Montessori Europa und lebte bis 1946 in Aydar in Indien. Das brachte einen enormen Aufschwung der indischen Montessori-Bewegung mit sich. Auch hier reiste Montessori, hielt Vorträge und Ausbildungskurse ab. 1945 berief man eine Allindische Montessori-Konferenz in Jaipur ein. Während ihrer Zeit in Indien lernte Montessori u. a. Gandhi und Rabindranath Tagore kennen und stand in freundschaftlicher Beziehung zu ihnen.

1946 kehrte Montessori nach Europa zurück. Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der Einrichtungen und Organisationen, die durch die Wirren und Umstände des Krieges geschlossen, verboten oder zerstört worden waren. 1947 gründete sich die Opera Montessori in Italien neu. Der 40. Jahrestag der Gründung der ersten Casa dei bambini wurde im Januar 1947 feierlich begangen.

Außerdem kümmerte sich Montessori um den weiteren Ausbau ihrer Ideen in Asien. Es gab z. B. Pläne für den Aufbau einer Montessori-Universität in Madras. Montessori reiste im Herbst 1947 erneut nach Indien, 1948 nach Ceylon. 1949 hielt sie einen Ausbildungskurs in Pakistan ab.

Noch im gleichen Jahr kehrte Montessori endgültig nach Europa, und zwar in die Niederlande, zurück. Der 8. internationale Montessori-Kongress, der erste nach Kriegsende, traf sich ebenfalls 1949 in San Remo. 1950, Maria Montessori war zu dem Zeitpunkt 80 Jahre alt, unternahm sie Vortragsreisen nach Norwegen, Schweden und Italien. 1951 tagte der 9. internationale Montessori-Kongress in London, Montessori reiste nach Tirol, leitete ihren letzten Ausbildungskurs in Innsbruck. Sie erhielt Ehrungen auf internationaler Ebene.

Am 6.5.1952 starb Maria Montessori in Noordwijk aan Zee in den Niederlanden.